Warum soll ich meinen Hut in der Kirche abnehmen?

Warum soll ich meinen Hut in der Kirche abnehmen?

Warum soll ich meinen Hut in der Kirche abnehmen?

# Wort zum Alltag

Warum soll ich meinen Hut in der Kirche abnehmen?

Heute Vormittag ist es mir mal passiert, was sonst unsere Domaufsicht austragen muss: Ich bat einen Herrn seine Mütze abzunehmen, was er kurz tat, dann setzte er die Mütze aber nach wenigen Schritten wieder auf. Ich bat ihn daraufhin noch einmal, doch anstatt der Bitte nachzukommen wurde ich von ihm aufgefordert die Schuhe auszuziehen. Ich erklärte, dass wir hier nicht in einer Moschee wären und wir hier nicht die Schuhe ausziehen (was sicherlich auch eine schöne Geste in einer Kirche wäre, denn im 2. Buch Mose steht: „Zieh deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden.“), sondern wir hier den Hut abnehmen. Dann wollte er eine Kippa haben, welche man aber nur in Synagogen trägt. Ich wurde langsam ärgerlich über diese Unvernunft und Dickköpfigkeit und das merkte man mir sicherlich auch etwas an. Ich bat den Herren noch einmal, woraufhin er mich einfach stehen ließ und weg ging.
Ja, solche Situationen werden leider immer häufiger. Ich verstehe ja, wenn man aus Unwissenheit etwas nicht oder falsch macht. Doch wenn man dann auf etwas hingewiesen wird, warum fängt man dann an zu diskutieren? Wenn ich irgendwohin komme, dann bin ich ein Gast und verhalte mich so, wie man es von mir als Gast erwartet und stelle diese Dinge nicht in Frage. Doch leider passiert es immer häufiger, dass Menschen ihren Willen durchsetzen wollen und anderes nicht einfach akzeptieren wollen. Aber oft geht es auch anders und der Hut wird nach der Bitte abgenommen und viele entschuldigen sich dann sogar, dass sie nicht dran gedacht haben.
Aber warum soll ich meinen Hut nun in der Kirche abnehmen?
Das Abnehmen des Hutes ist eine Geste, die vielen als selbstverständlich erscheint und doch steckt mehr dahinter, als man auf den ersten Blick denkt. Vielleicht ist das für manche nur eine alte Tradition. Doch wenn wir näher hinschauen, entdecken wir, dass in dieser einfachen Geste eine tiefe Bedeutung liegt. Ein Hut kann vieles sein: Schutz vor Sonne und Regen, ein modisches Accessoire oder auch ein Ausdruck von Würde und Status. Besonders früher war der Hut ein Symbol der Stellung, doch wenn eine Kirche betreten wurde, dann nahmen alle, egal welchen Stand oder Status sie hatten, ihren Hut ab, denn das Abnehmen des Hutes ist eine Geste der Ehrerbietung. Es ist ein stilles Zeichen dafür, dass wir jemandem hier begegnen, der größer ist als wir selbst: Gott. In der Kirche stehen wir vor ihm und wir bringen unseren Respekt zum Ausdruck und das nicht nur durch Worte, sondern auch durch unser Verhalten. Es ist ein Akt der Demut: „Hier bin ich nicht der Wichtigste. Gott ist größer.“ Wir legen ab, was uns „erhöht“, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Der Hut, der den Kopf bedeckt, wird zur Seite gelegt, so wie wir auch unsere Gedanken, unsere Sorgen, unseren Stolz vor Gott ablegen dürfen.
Paulus schreibt im 1. Korintherbrief über das Verhalten im Gottesdienst, besonders im Blick auf das äußere Erscheinungsbild. Doch dabei geht es weniger um konkrete Kleidungsregeln, sondern um das innere Herz: Wer vor Gott tritt, soll das mit Achtung und Ehrfurcht tun. Es geht also nicht nur um eine äußere Form, es geht um eine Haltung des Herzens. Der Hut wird zur Metapher: Bin ich bereit, meinen „Hut“, meinen Stolz, meine Rolle, meine Fassade, abzulegen und Gott zu begegnen, wie ich wirklich bin?
Ob wir also nun in einer Kirche den Hut abnehmen oder in einer Moschee die Schuhe ausziehen oder in einer Synagoge eine Kippa tragen, egal wo und was wir dort äußerlich tun (und alles hat seine guten und berechtigten Gründe), achten wir durch dieses Verhalten nicht nur die Orte und die Gepflogenheiten die sich dort gehören, sondern wir sollten vor allem damit zeigen, dass wir dem, dem wir dort begegnen können und dessen Kinder wir alle sind, in Respekt, Achtung und Demut gegenüber treten: unserem Gott.

Marc Bühner, Prädikant

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