Wärst Du doch...

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# Wort zum Alltag

Wärst Du doch...

Gleich eröffnen wir draußen den Weihnachtsmarkt. Es wird duften nach Süßem und Gebratenem, Lämpchen werden glitzern und Sterne funkeln, es wird Lammfellschuhchen geben, Punsch und Honig, Schinken und weißes Brot, Spielzeug. Alles ist da, um überbordend ein kleines Kindchen und seine Mutter zu versorgen.
Es klingt, als zelebrierten wir, was Werner Bergengruen in seinem  „KASCHUBISCHEN WEIHNACHTSLIED“ so bedichtete:
„Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande, / wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren! Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen, / wärst auf Daunen weich gebettet worden.
Nimmer wärst du in den Stall gekommen, / dicht am Ofen stünde warm dein Bettchen… 
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten! / Müßtest eine Schaffellmütze tragen, blauen Mantel von kaschubischem Tuche, / pelzgefüttert und mit Bänderschleifen. Hätten dir den eig'nen Gurt gegeben, / rote Schuhchen für die kleinen Füße… Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten! / Früh am Morgen weißes Brot mit Honig, frische Buiter, wunderweiches Schmorfleisch, / mittags Gerstengrütze, gelbe Tunke, Gänsefleisch und Kuttelfleck mit Ingwer, / fette Wurst und gold'nen Eierkuchen…“
Es wäre eine Orgie geworden!
Und auch wenn ich ein Neugeborenes bestimmt mit einer warme Mütze in weiche Daunen gekuschelt hätte, so wäre Kuttelfleck nicht mein Ding und die fette Wurst wohl eher was für den frischgebackenen Vater. 
Aber die Sehnsucht, es alles schön zu machen, liebevoll und überfließend heranzutragen und auf den Tisch zu stellen, was man sich nur irgend Gutes vorstellen kann, die verstehe ich gut. 
Die Kaschubei, zu der dieses Weihnachtsgedicht gehört, war früher pommersch und liegt heute in Polen. Über die Gegend sind schlimme Kriege mit furchtbaren Greueltaten hereingebrochen, später wurden Menschen vertrieben, Wunden allüberall geschlagen. All das ist nur langsam verheilt, noch immer schmerzen Narben. 
Und doch dröhnen 80 Jahre später - nicht wie von der Kaschubei - wieder Kanonen, fallen Bomben, sterben Kinder und Erwachsene. 
Wie seit der ersten Weihnacht im besetzen Land sehnen sich Menschen nach Frieden.  Darum ist die Hoffnung, auf die wir jetzt zugehen, so viel mehr als ein großes Festmahl. 
Es ist eine Friedenshoffnung, die es dringend braucht, dass sie in uns wurzelt, unser Denken und Handeln bestimmt.
Das kaschubische Weihnachtslied klingt wie ein Märchen, wie etwas ganz und gar Unwahrscheinliches. Aber wenn es passiert, wenn Gott unter uns Mensch wird, dann werden wir es nicht nur daran erkennen, dass niemand Hunger leidet oder friert, sondern: „Sieh, wir wären alle fromm geworden, / alle Knie würden sich dir beugen, alle Füße Himmelwege gehen. / Niemals würde eine Scheune brennen, sonntags nie ein trunk'ner Schädel bluten, — wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande, wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!“
Auf diese leben wir hin.
Die Vorfreude beginnt heute. 


Dompredigerin Cornelia Götz

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