Mama, wo ist das Schuhputzzeug?

Mama, wo ist das Schuhputzzeug?

Mama, wo ist das Schuhputzzeug?

# Wort zum Alltag

Mama, wo ist das Schuhputzzeug?

Heute Abend fragen sicherlich viele Kinder: „Mama, wo ist das Schuhputzzeug?“ Eine Frage, die freiwillig sicherlich nur einmal im Jahr gestellt wird und zwar am Vorabend des Nikolaustages, denn heute Nacht kommt er ja dann und füllt die Stiefel mit Süßigkeiten. Und wir Erwachsenen? Wir erinnern uns: An glänzende Stiefel, an duftende Mandarinen und Nüsse, an heimliche Schritte in der Nacht.
Doch wenn man dann mal fragt, warum es diesen Brauch mit den Stiefeln gibt und wer dieser Nikolaus eigentlich war, dann sieht man meistens leider nur große Fragezeichen in den Augen.
Hinter allen liebgewonnenen Bräuchen steht ein Mensch, dessen Leben bis heute leuchtet: Bischof Nikolaus von Myra.
Bischof Nikolaus lebte in einer Zeit großer Not und er hat einfach geholfen: Er teilte sein Vermögen mit Armen, schützte Kinder, stand für Gerechtigkeit ein und bewahrte Menschen vor Schande und Ausweglosigkeit. Er tat das nicht, um gesehen zu werden, sondern weil er in jedem Menschen das Bild Gottes erkannte.
Nikolaus war kein Mann großer Worte, sondern einer des stillen Handelns. Dort, wo er Not sah, verschenkte er – heimlich, ohne Anerkennung zu suchen. Die bekannte Geschichte von den drei Töchtern, denen er in der Nacht Gold durchs Fenster warf, erzählt nicht nur von Großzügigkeit. Sie erzählt von einem Herzen, das sich berühren ließ. Nikolaus sah, was andere übersahen. Er hörte, was andere nicht hören wollten. Er tat, was andere sich nicht trauten.
Genau das ist der Geist des Nikolaustags: Nicht das Strahlende und Laute steht im Mittelpunkt, sondern das Unscheinbare, die kleinen Gesten, für die niemand applaudiert, die aber Leben verändern können.
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Dieser kurze Bibelvers fasst zusammen, was Nikolaus ausmachte und was unser christliches Leben prägen darf: Barmherzigkeit. Nicht theoretisch, sondern konkret. Nicht als schönes Wort, sondern als gelebte Tat.
Im Evangelium lesen wir von Jesus: „Eure Güte soll allen Menschen bekannt werden.“
Güte – das klingt leise. Aber es ist die Kraft, die Herzen öffnet und Hoffnung stiftet. Nikolaus ließ sich verwandeln von dieser Güte Gottes und wurde selber zu einem Licht für viele. So wurde aus dem Bischof Nikolaus ein Zeichen dafür, dass der Glaube nicht im Kopf bleibt, sondern Hände und Füße bekommt.
Vielleicht ist das die Einladung des morgigen Tages an uns: Wo können wir ein Stück Güte verschenken? Wo können wir jemandem eine Last abnehmen – vielleicht unbemerkt? Wo können wir Licht sein, ohne zu glänzen?
Und so führt uns der morgige Nikolaustag mitten hinein in die Adventszeit. Er zeigt uns, wie Gottes Liebe konkret wird: in kleinen Schritten, in stillen Taten, im Mut, sich von der Not anderer berühren zu lassen. Und ja, es braucht Mut. Mut, hinzusehen, wo andere wegsehen. Mut, zu teilen, was wir haben. Mut, Licht zu bringen, wo Finsternis herrscht. Mut, Barmherzigkeit zu zeigen, wo Härte die Welt regiert.
Lassen wir uns also am morgigen Nikolaustag daran erinnern, dass jeder von uns zum Segen werden kann. Manchmal reicht ein Wort der Ermutigung. Ein Anruf bei jemandem, der einsam ist. Eine kleine Spende. Eine ausgestreckte Hand. Ein offenes Herz. Barmherzigkeit ist ansteckend – und sie verändert die Welt, Schritt für Schritt.


Prädikant Marc Bühner

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