Lichterkirche

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# Predigt

Lichterkirche

Liebe Gemeinde in dieser festlich erleuchteten Lichterkirche,
wir sind heute Abend hier, um das größte aller Wunder zu feiern: Gott wird Mensch.
Das ewige Licht kommt in unsere Welt, unscheinbar, zart, in einem Kind – und doch so kraftvoll, dass es seit über zweitausend Jahren die Dunkelheit dieser Erde verwandelt. Wenn wir die vielen Lichter um uns betrachten, dürfen wir sie heute als sichtbare Zeichen einer unsichtbaren Wahrheit verstehen: Christus selbst ist das Licht, das in unsere dunkle Welt kommt, um uns Hoffnung, Frieden und Leben zu schenken.
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.“ So ruft der Prophet Jesaja und das ist die erste Weihnachtsbotschaft: Gott kommt in die Dunkelheit.
Damals herrschte Dunkelheit. Betlehem war nicht festlich geschmückt. Kein roter Teppich, kein Palast, keine Fanfaren. In einem Stall, am Rand der Gesellschaft, in einer Nacht, die kalt und hart war – dort entschied Gott zu erscheinen. Aber nicht nur auf den Straßen herrschte Dunkelheit, sondern auch in den Herzen der Menschen: Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Armut, Angst, Orientierungslosigkeit. Die Welt war voller Sorgen. Der Glaube vieler Menschen war schwach, die Hoffnung beinahe erloschen.
Ja, diese Dunkelheit kennen auch wir: Nachrichten voller Katastrophen, Krieg, Krisen. Familien, die zerbrochen sind, Menschen, die einsam leben, Fragen, auf die wir keine Antworten haben. Jede und jeder von uns trägt Dunkelheit in sich: Sorgen um die Zukunft, Einsamkeit, Sehnsucht nach Frieden, Verletzungen, die nicht heilen wollen. Dunkelheit gibt es halt nicht nur draußen – sie kann uns im Herzen begegnen: Kummer, der uns begleitet, Schuld, die uns belastet, ein Gefühl der Orientierungslosigkeit.
Doch genau dort hinein – nicht daran vorbei – kommt Gott. Er kommt nicht als mächtiger Herrscher, sondern als verletzliches Kind. Er muss getragen werden, bevor er uns trägt. Er muss geliebt werden, bevor wir von seiner Liebe leben. Gott geht in unsere Dunkelheit und mitten hinein spricht Gott: „Fürchte dich nicht.“
Und er schenkt uns ein Licht, das nicht verlischt. Im Johannesevangelium sagt Jesus: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern das Licht des Lebens haben.“
Dieses Licht ist kein grelles Scheinwerferlicht, das blendet oder entlarvt. Es ist ein warmes, einladendes Licht – wie die Kerzen, die unseren Dom erfüllen. Es macht das Dunkle nicht einfach weg – aber es verwandelt unsere Wahrnehmung. Es lässt uns Wege erkennen, wo wir vorher nur Dunkel sahen. Es zeigt, dass jeder Mensch unendlich wertvoll ist.
Ja, Christus leuchtet für die Armen, für die Verzweifelten, für die, die niemand sieht: wie z.B. die Hirten. Die Hirten auf dem Feld – einfache Leute, nicht angesehen, nicht besonders fromm – sie waren die Ersten, die von der Geburt Jesu hörten. Warum sie? Weil Gott nicht nach Ansehen fragt. Er schaut ins Herz. Er sucht die, die offen sind, die sich überraschen lassen, die Sehnsucht haben. Gott sieht Kinder, die staunen. Er sieht die Zweifelnden. Er sieht die Suchenden. Er sieht die, die im Dunkeln sitzen und keine Worte mehr finden für das, was sie plagt. Christus ist das Licht, das sagt: „Du bist nicht allein. Ich kenne dich. Ich liebe dich. Ich bin für dich gekommen.“
Christus ist das Licht, das die Dunkelheit vertreibt. Nicht durch Kampf – sondern einfach dadurch, dass es da ist. Wo Licht erscheint, muss die Finsternis weichen. So wirkt Christus. Er kommt nicht mit Gewalt oder Macht. Er zwingt niemanden. Er ist wie eine Kerze, die leise brennt, aber fähig ist, ein ganzes Haus zu erhellen.
Und so zeigt uns Christus einen neuen Weg: den Weg der Liebe, der Gerechtigkeit, des Friedens. Er schenkt uns Orientierung, wenn wir nicht wissen, wohin. Er schenkt uns Trost, wenn wir verzweifelt sind. Er schenkt uns Vergebung, wenn wir schuldig geworden sind. Und er schenkt uns neues Leben, wenn wir glauben, am Ende zu sein. Wenn er Menschen begegnet, verwandelt er sie: Der Blinde sieht. Der Lahme geht. Die Verlorenen finden Heimat. Die Ausgestoßenen werden angenommen.
Sein Licht ist stärker als jede Dunkelheit. Selbst der Tod konnte es nicht löschen. Am Ostermorgen strahlte es heller denn je. Weihnachten und Ostern gehören zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille: Das Licht, das heute in der Krippe aufleuchtet, ist das Licht, das am dritten Tag den Tod besiegt.

Liebe Gemeinde,
eine Lichterkirche ist ein besonderer Ort. Sie lädt ein, still zu werden. Zu schauen. Zu spüren. Hier darf jeder seine Dunkelheit mitbringen. Und seine Sehnsucht nach Licht. Vielleicht spüren wir nicht immer, dass Gott uns nahe ist. Vielleicht ist unsere eigene Flamme nur ein schwaches Flackern. Doch Gott löscht den glimmenden Docht nicht aus. Er schützt ihn, nährt ihn, stärkt ihn. Vielleicht glauben wir, dass unser Licht nichts bewirken kann. Doch Gott braucht keine großen Feuer – er beginnt mit einem kleinen Funken.
Wir brauchen Orte und Zeiten wie diese, an denen wir uns neu entzünden lassen können – durch Gottes Wort, durch Gebet, durch Gemeinschaft. So wird Kirche zum Raum des Lichtes – wo Herzen heil werden, wo Menschen Hoffnung schöpfen, wo Frieden und Freude wachsen können und wo wir immer wieder neu von dem Wunder hören, das wir heute feiern.
Und dieses Wunder, das Wunder von Weihnachten bleibt nicht im Stall von Bethlehem stehen. Gottes Licht will nicht nur betrachtet werden – es will weitergetragen werden. Jesus sagt zu seinen Jüngerinnen und Jüngern – und damit auch zu uns: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Was für ein Zuspruch! Was für eine Aufgabe! Was für ein Vertrauen! Wir sollen das Licht weitertragen, das wir empfangen haben – nicht perfekt, nicht fehlerlos, sondern im Bewusstsein, dass unser Licht aus Christus stammt. Gott traut uns zu, sein Licht weiterzugeben: durch ein gutes Wort, ein offenes Ohr, eine helfende Hand. Durch Versöhnung, durch Mut zur Wahrheit, durch Liebe. In einer Welt, die sich oft im Dunkeln einrichtet, wird jede Geste des Guten zu einem Lichtstrahl. Und viele kleine Flammen zusammen machen die Nacht hell. Wenn wir unsere Lichter zusammentragen, strahlt seine Liebe weit über uns hinaus. Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort. Die Kerzen erinnern uns daran: Wir sind nicht allein. Gott ist da.

Liebe Gemeinde,
die Welt draußen ist noch dieselbe, wenn wir heute wieder hinausgehen. Die Nachrichten haben sich nicht plötzlich geändert. Die Sorgen verschwinden nicht einfach. Und doch ist etwas anders: Wir gehen nicht allein. Wir tragen das Licht Christi in uns.
Und wenn wir dieses Licht weitergeben – wie eben schon gesagt z.B. durch ein freundliches Wort, durch ein offenes Herz, durch die Wahl für das Gute – dann wird unsere Welt heller. Vielleicht nur ein wenig – aber Licht sammelt sich. Und ein kleines Licht kann einem Menschen das Leben retten.
Schauen wir also noch einmal um uns herum, in diese vielen Kerzen, Lichter, warme Strahlen und lassen uns daran erinnern, wie Gottes Licht wirkt: Es beginnt klein. In einem Kind. In einem Stall. In einem Herzen. Doch es breitet sich aus. Eine Kerze kann tausend andere entzünden, ohne selbst kleiner zu werden. So ist es mit der Liebe Gottes. Wenn sein Licht unser Herz berührt, dann beginnt es zu leuchten – und wir können dieses Licht weitergeben.
Und eins noch: Als Gott Mensch wurde, versprach er uns nicht ein Leben ohne Dunkelheit. Aber er versprach: Ich bin das Licht für dich. Ich gehe mit dir. Ich führe dich hindurch. Und dieses Licht kann niemand auslöschen. Christus ist das Licht der Welt. Sein Licht leuchte in uns und durch uns in diese Welt.

Guter Gott,
du bist das Licht, das die Welt erhellt.
Komm in unsere Dunkelheit,
erleuchte unsere Herzen,
vertreibe unsere Furcht,
heile, was verwundet ist,
stärke, was schwach ist,
entzünde, was erloschen scheint.
Schenke uns deinen Frieden und mach uns selbst zu Lichtträgern,
damit wir Hoffnung bringen, Freude teilen und deine Liebe sichtbar wird.
Bleibe bei uns – heute an Weihnachten und alle Tage unseres Lebens.

Amen und frohe und gesegnete Weihnachten!


Prädikant Marc Bühner

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