20/11/2025 0 Kommentare
Kindlich ins Reich Gottes?
Kindlich ins Reich Gottes?
# Wort zum Alltag

Kindlich ins Reich Gottes?
Beim Evangelisten Markus heißt es im 10. Kapitel: „Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als das aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“
Heute ist Weltkindertag. Er wird in Deutschland seit 1954 begangen und ist immer wieder ein berechtigter Anlass, um über die Lebenssituation von Kindern in unserem Land aber auch weltweit nachzudenken und daran zu erinnern, dass es hier nach wie vor vieles zu verbessern gibt.
Doch es ist, wie ich finde, auch ein guter Tag, um darüber nachzudenken, was Jesus zum Thema Kinder zu sagen hat. In seiner Jüngerschaft gab es offenbar einige, die zur Fraktion derer gehörten, die auch heute noch Schilder auf Rasenflächen aufstellen, auf denen steht: „Ballspielen verboten!“ Sie wollten die Kinder von Jesus fernhalten, weil sie wohl meinten, dass fröhliches Kindergeschrei nervt und mit kontemplativer Ruhe absolut unvereinbar ist.
Jesus sieht das komplett anders und rät allen, sich ein Beispiel zu nehmen, denn er sagt: „Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Das lässt nun viel Raum für unsere Überlegungen, welche kindlichen Eigenschaften die Türöffner sind. Aber vielleicht ist allein schon diese Frage im Ansatz falsch. Denn damit überlege ich ja, wie ich mich gegebenenfalls verstellen muss, um in Gottes Reich zu gelangen. Doch darum kann es ja nicht wirklich gehen, mal ganz abgesehen davon, dass Gott jegliche Scharade ohnehin sofort durchschaut.
Ich verstehe Jesu Mahnung eher gegenteilig; dass wir also nicht irgendwie verstellt sondern völlig unverstellt sein sollen; dass wir nicht spekulieren und kalkulieren und taktieren müssen, sondern uns offen und ehrlich und demütig auf den Weg machen dürfen; dass wir nicht meinen sollten, Gott austricksen zu können, sondern hoffnungsvoll darauf vertrauen mögen, dass er es gutmachen wird – auch mit uns.
Anders und kürzer gesagt: Wir sollen und wir dürfen vor Gott treten, einfach so, wie wir sind – mit unseren Stärken und Schwächen, Ecken und Kanten, Erfolgen und Niederlagen. Denn er kennt uns ja längst und das vielleicht sogar besser, als wir uns selbst kennen, so, wie wir es vorhin mit Worten aus Psalm 139 gehört haben: „HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.“
Und wie Jesus dann mit den Kindern umgegangen ist, lesen wir bei Markus im letzten Vers der Geschichte. Dort heißt es: „Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.“ Amen.
Heiko Frubrich, Pädikant
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