22/10/2025 0 Kommentare
Ist Gott zynisch?
Ist Gott zynisch?
# Wort zum Alltag

Ist Gott zynisch?
Über dem heutigen Tag heißt es aus dem Buch des Propheten Jeremia: „So spricht der Herr: Gleichwie ich über dies Volk all dies große Unheil habe kommen lassen, so will ich auch alles Gute über sie kommen lassen, das ich ihnen zugesagt habe.“ Worte aus dem Alten Testament, die für Juden und Christen gleichermaßen von Bedeutung sind, und auch im Islam kennt man den Propheten Jeremia und seine Prophezeiungen. Es sind also bedeutende Worte mit einer großen Reichweite und ich frage mich, wie sie wohl klingen mögen in den Ohren der Menschen in der Ukraine, jetzt, da das Treffen zwischen Trump und Putin abgesagt wurde. Ich frage mich, ob Menschen im Heiligen Land diese Worte aushalten können, nachdem die vereinbarte Waffenruhe nur ein paar wenige Tage gehalten hat. Sind diese Worte vor diesen Hintergründen nicht eine echte Zumutung?
„Euren Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“, sagt Jesus Christus im Johannesevangelium. Und auch von ihm ist: „Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden."
Sind wir in unserem Hören und Verstehen vielleicht zu eindimensional unterwegs und empfinden deshalb Gottes Verheißung von „allem Guten“ mindestens mal als Zumutung, wenn nicht sogar als Zynismus? Ganz offenbar gibt es hier mehrere Ebenen. Da ist die Welt, unsere Welt, in der so viel Grausames und Schreckliches passiert. Diese Welt hat Christus überwunden, wie er sagt. Und wenn er von unserem Frieden und seinem Frieden spricht, dann sind das wohl auch zwei Paar Schuhe. Und was soll ich Ihnen sagen: Ich bin so dankbar für diese Klarstellung!
Die Kriege im Heiligen Land und in der Ukraine und im Sudan und wo auch sonst noch auf dieser Welt, sie sind nicht das, was Gott meint, wenn er sagt: „Gleichwie ich über dies Volk all dies große Unheil habe kommen lassen.“ Diese Kriege, dieses Leid und dieses Töten sind menschengemacht. Sie sind das Ergebnis von gottlosem Handeln, von menschlichem Größenwahn und von fehlender Demut. Und erschreckenderweise scheinen diese Handlungsmaxime in unserer Welt immer weiter um sich zu greifen.
Christus sagt: „Ich habe die Welt überwunden!“ Und das hat er auch – in dem er uns Auswege zeigt, in dem er uns vorlebt, wie ein Leben in Frieden gelingen kann, in dem er uns versichert, uns in allem zu begleiten, zu unterstützen und unbedingt zu lieben. Euren Frieden lasse ich euch. Ja, legt die Waffen nieder und hört mit diesem sinnlosen Töten auf. Meinen Frieden gebe ich euch. Begegnet einander in Liebe. Seht im Gegenüber den Menschen, der so wie ihr ein Geschöpf Gottes ist.
Das ist das Gute, von dem Gott durch den Propheten Jeremia spricht. Es könnte alles so einfach sein und vielleicht kriegen wir Menschen es ja irgendwann auch mal hin – mit Gottes Hilfe und in Jesu Namen. Verleih uns Frieden, gnädiglich. Amen.
Heiko Frubrich, Prädikant
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