
05/10/2025 0 Kommentare
Gedanken des Friedens
Gedanken des Friedens
# Wort zum Alltag

Gedanken des Friedens
Heiko Frubrich, Pädikant
Jakob, was für ein Typ! Seinem Zwillingsbruder Esau hat er das Erstgeborenenrecht und den Erstgeborenensegen abgegaunert. Natürlich fliegt das auf, und als für Jakob die Luft zu Hause immer dünner wird, sucht er sein Heil in der Flucht. Zu Laban soll es gehen, seinem Onkel, dem Bruder seiner Mutter, die Jakob bei seinen Betrügereien immer kräftig unterstützt hat. Jakob ist also auf dem Weg, und, wer gestern im Gottesdienst war, weiß es schon, er wird müde und schläft ein und träumt einen bemerkenswerten Traum. Er träumt von einer Leiter. Die steht fest auf der Erde und reicht mit ihrer Spitze bis in den Himmel. Engel steigen auf ihr auf und ab und am oberen Ende der Leiter steht Gott und verheißt Jakob seine Gnade in Form von Land, vielen Nachkommen, Schutz und Segen. Und ich frage mich: Warum ausgerechnet Jakob? Klar, uns allen unterlaufen Fehler, wir verletzen unsere Mitmenschen und bleiben ihnen und auch Gott immer mal wieder etwas schuldig. Aber mit so viel Vorsatz und Heimtücke wie Jakob? Und mehr noch: Wenn der ja nach diesem Traum wenigstens um Vergebung gebeten und Reue gezeigt hätte. Doch nichts dergleichen passiert. Jakob erkennt zwar, dass der Ort, an dem er geträumt hat, ein heiliger Ort ist und das Gott an diesem Ort war und sich höchstpersönlich an ihn gewandt hatte. Aber ihn dafür dankbar und demütig als seinen Gott anzuerkennen, davon ist Jakob weit entfernt. Er stellt Bedingungen, und das nicht zu knapp: Erst wenn alle Verheißungen erfüllt sind, also Land und Kleidung und Essen und viele Nachkommen und Frieden in seiner Familie, dann, aber eben wirklich erst dann, will Jakob den Herrn als seinen Gott anerkennen. Dieser Fortgang der Geschichte sagt eine ganze Menge über Jakob aus. Doch er sagt auch eine ganze Menge über unseren Gott aus. Denn der schickt nicht etwa einen Blitz vom Himmel, um Jakob mal Feuer unterm Hinter zu machen und ihm zu sagen: „Nun ist es aber langsam mal gut!“ Nein, Gott hört sich alles in Ruhe an und bleibt Jakob freundlich zugewandt. Und Gott erfüllt alle seine Verheißungen, die er Jakob gegeben hat und hilft ihm, den Bruderstreit beizulegen und aus Jakob einen halbwegs anständigen Kerl zu machen. Eine nette Geschichte? Vielleicht, aber auch viel, viel mehr. Denn sie zeigt uns, dass jede uns jeder von uns sich auf Gottes Freundlichkeit und Vergebungsbereitschaft verlassen kann und darauf, dass er uns alle in eine friedliche und friedvolle Zukunft leiten will, so, wie er es bei Jakob getan hat. Einzige Voraussetzung: Wir müssen uns darauf einlassen. Wir müssen Gott vertrauen, und wir dürfen ihm vertrauen. Ich finde, das sollte hinzukriegen sein – weil es Segen bringt oder wie Gottes selber sagt: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Hoffnung und Zukunft. Amen.
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