Die eine Hand

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# Wort zum Alltag

Die eine Hand

Sie sitzt aufrecht im Bett und begrüßt mich fröhlich, als ich das Zimmer betrete. Ich setze mich zu ihr und wir erzählen uns, wie das Leben so ist: im Wohnheim, in dem sie jetzt lebt, und da draußen, in der Gemeinde, zu der sie so lange gehört, und in der Stadt, die herbstbunt geworden ist. An der Wand über ihrem Bett hängen Bilder, sorgsam gerahmt. Ich weiß, wer hier zu sehen ist: ihr Ehemann, solange schon verstorben, der Sohn und die Tochter, die Enkelkinder, längst erwachsen geworden und weit verstreut in der Welt, die ersten Urenkel. Alle schauen freundlich von der Wand herab so, als würden sie auf die alte Dame achtgeben. Sie erzählt gerne, wie es so läuft in der Familie. Trotz ihres hohen Alters weiß sie gut Bescheid. Das Telefon hält Kontakt nach draußen. So reden wir eine Weile. Dann lehnt sie sich im Bett zurück und sagt: „Wissen Sie, wir können im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf die eine Hand, die uns hält.“ Sie hebt dabei ihre Hand auf der Decke ein wenig, lässt sie wieder sinken. Als wir uns verabschieden, nehme ich diesen Gedanken gerne mit hinaus: Die Hand, die uns hält, kann ein großer Trost sein. Ganz gleich, wem sie gehört: dem Pfleger, mit dessen Fröhlichkeit der Tag beginnt, der Nachbarin, die immer mal wieder vorbeischaut, den Kinder und Enkelkindern, die Anteil an ihrem Leben geben, vor allem der Erinnerung an die Menschen, denen wir uns verbunden fühlen durch Zeit und Ewigkeit. Ja, die alte Dame hat recht: Auf diese eine Hand soll niemand verzichten. Du brauchst sie, hältst sie fest und wirst gehalten. Das ist ein schöner Gedanken für die Herbstzeit, finde ich, in der wir Anfang November mittendrin sind. Mit seinen leisen und lebensvollen Stimmen erinnert uns der Herbst daran, dass alles Zeit und Ort haben darf. Im Jahreslauf und in unseren Lebens-geschichten, in den Anfängen und Abschieden darin, auch auf unseren Wegen mit Gott. „Meine Zeit steht in deinen Händen, Gott“, weiß die Bibel dazu. Ja, man kann im Leben wohl auf vieles verzichten, aber nicht auf die eine Hand, die uns hält.

Henning Böger, Pfarrer

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