Bis ins dritte und vierte Glied

Bis ins dritte und vierte Glied

Bis ins dritte und vierte Glied

# Wort zum Alltag

Bis ins dritte und vierte Glied

Die Bibel ist ein langer Erzählfaden, immer wieder gibt Zusammenhänge über Generationen, ist das Schicksal der einen nur durch das zu erklären, was die davor getan oder erlebt haben. Dabei klingt diese Verbindung oft wie eine schwere Bürde: im vierten Buch Mose heißt es: „Der Herr ist geduldig und von großer Barmherzigkeit und vergibt Missetat und Übertretung, aber er lässt niemand ungestraft, sondern sucht heim die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied.“ Und der Prophet Hesekiel erinnert später an ein Sprichwort: „Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden.“ Das ist nachvollziehbar - Gier, Krieg und Gewalt haben lange Schleifspuren.
Aber es gibt auch die anderen Geschichten, die wir leider seltener erzählen und doch so dringend zum Leben brauchen: die lange Wirkung von Treue, Liebe, Zugewandtheit. Eine solche Geschichte ist mir dieser Tage bewusst geworden: unsere Kinder leben seit etlichen Jahren nicht in Deutschland und so bin ich alle Jahre wieder Ende Oktober / Anfang November dabei, Advents- oder Weihnachtspäckchen mit und ohne Zollerklärung auf ihre jeweils unabsehbare Reise zu schicken. Jedes Mal frage ich mich dann, warum sie eigentlich nicht nebenan wohnen können und ob ihnen vielleicht die Träume und Sehnsüchte nach der großen Welt ihrer Großeltern und Eltern hinterm eisernen Vorhang im Gencode liegen. Dieses Jahr war es anders. Die Herausforderung war gewachsen, denn Donald Trump hat sich auch in diesem Bereich verewigt und das Verschicken von privaten Geschenksendungen ungemein erschwert. Das hat mich sehr viel Zeit und horrendes Geld gekostet … aber mir vor allem ein dankbares Bewusstwerden geschenkt. Denn ich habe mich an meinen Großvater erinnert, der nach seiner eigenen eher unfreiwilligen Ausreise nach Westdeutschland fünfzehn Jahre lang Woche für Woche Pakete mit Waschpulver und Mandarinen, Kaffee und Honig an seine vier Kinder und deren Familien in der DDR schickte. Er muss jeden einzelnen Tag zur Post gegangen sein. Er muss jeden einzelnen Tag Liebe und Sehnsucht in die Paketschnüre geknotet haben. Dass er selbst ungemein bescheiden lebte, war die Konsequenz. So stand ich zwei Generationen später auf der Post, um Pakete an seinen Urenkel zu schicken und habe aus seiner unendlichen Geduld und Mühe Kraft geschöpft.
Im dritten und vierten Glied werden also nicht nur Missetaten gestraft und Zähne stumpf - es fließt auch ein langer Strom der Liebe. Und - kühner Sprung: ist das Abendmahl nicht auch so eine Geschichte der Stärkung, die durch Generationen hin bis zu uns geflossen ist?

Cornelia Götz, Dompredigerin

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