Begrüßung Konfirmanden 2025/26

Begrüßung Konfirmanden 2025/26

Begrüßung Konfirmanden 2025/26

# Predigt

Begrüßung Konfirmanden 2025/26

Cornelia Götz, Dompredigerin


Da kommt nun heute endlich Euer Begrüßungsgottesdienst. Er liegt für Euch mittendrin in eurer Konfirmandenzeit. Für uns alle anderen kommt er gerade recht. Denn das, was Ihr in diesen Monaten für Euch zu klären versucht, bleibt ein Lebensthema für alle Getauften:
Wollen wir Gott vertrauen, mehr als allen anderen und uns - in alten Texten heißt es sehr steil: im Leben und im Sterben - auf ihn verlassen?
Wollen wir versuchen so zu leben, wie er es will?
Wollen wir mit anderen Christinnen und Christen Kirche sein. Und schließlich und vielleicht am schwersten: Kann ich glauben?
Ihr merkt, manches kann ich versuchen, mich bewusst dafür entscheiden, anderes liegt gar nicht in unserer Macht. Und auch: das sind keine Sonntagsfragen. Es geht um unser ganzes Leben.
Und um unsere Welt, um Krieg und Frieden, um Arbeit und Sinn, um Gerechtigkeit und Menschenwürde, um Liebe und Trost.
Denn es hat Folgen, wem und was ich glaube, wem ich mich anvertraue, wohinein ich meine Kraft und Lebenszeit stecke.
Es hat Folgen, worüber ich mir Sorgen mache.
Es hat Folgen, ob ich dem Beispiel Jesu zutraue, unsere Welt zum Guten zu verändern.
Es hat Folgen, ob ich all das lieber mit mir allein ausmache oder ob ich es wichtig für unsere Gesellschaft finde, dass wir eine sichtbare Institution haben, die uns alle daran erinnert, dass wir Menschen uns nicht uns selbst verdanken.
Und vielleicht das dickste Brett: kann ich glauben, dass Ziel und Mitte von allem die Auferstehung dieses Mannes ist, der in Bethlehem geboren wurde?
Wen sollten da nicht Zweifel schütteln?
Keiner kann beweisen, ob das Bitten und Rufen zu Gott irgendwem nützt, ob am Ende nicht doch nur nichts ist.
Warum sind wir trotzdem da?
Ich versuche mal eine Antwort für mich:
Weil ich hier zu Hause bin.
Weil ich kein politisches System kenne, das nicht doch korrumpierbar ist, interessengeleitet, machtförmig. Weil es in meinem Leben Fügung und Bewahrung, Glück und Segen gibt, die für mich kein Zufall sind. Und weil ich zu Weihnachten mit ganzem Herzen an der Krippe stehe und singe - egal ob mein Verstand hinterherkommt.
Krisen und Sorgen verhindert das nicht.
Ungewissheit, Traurigkeit oder Zorn auch nicht.
Aber ich bin in allem nicht allein, nicht trostlos, nicht verstummt.
Ganz im Gegenteil, ich weiß mich verbunden mit denen, die vor mir waren und denen, die jetzt irgendwo anders das Vaterunser beten, vielleicht auch für uns hier.
Auch wenn ich keine Worte habe, gibt es welche.
Für all das haben wir uns ein Bild gesucht. den Fluss.
Im Sommer haben wir ihn mit ins niederländische Wattenmeer genommen und dort auf den Kajütentisch unseres Segelschiffes und bei Ebbe unter den weiten Himmel gelegt, davor lag er hier im Dom.
Dieser Fluss symbolisiert die Geschichte unseres Glaubens, Gottes Geschichte mit uns Menschen.
Dieser Fluss ist voller Worte der Bibel, die diese Geschichte erzählen.
Dieser Fluss mit all denen verbindet, die vor uns versucht haben, auf Gott zu hören, die vor uns zu ihm gebetet und mit ihm gehadert haben, die vor uns die Fülle seines Segens erlebten.
Manche kennen wir. Eltern, Paten, Großeltern oder Lehrer. Von manchen haben wir gehört. Manche haben Lieder geschrieben haben, die wir jetzt singen oder Gebete, in denen wir uns bergen können. Manche haben Kirchen und Orgeln gebaut, Bilder gemalt, Blumen auf den Altar gestellt. Einige haben unglaublichen Mut gefasst. Und ganz viele sind einfach nur da.
Der Fluss ist auch da und er fließt.
Er kommt aus uralter Zeit und fließt in die Ewigkeit.
Wir stehen jetzt an seinem Ufer oder mit den Füßen im Wasser. Manche sind schon tief hineingestiegen und spüren, dass dieser Fluss an ihnen zieht - andere lassen sich treiben und ja, es gibt auch welche, die wieder aussteigen.
Eure Konfirmation ist dabei ein Moment unterm Brennglas. Reinsteigen?
Jetzt oder irgendwann? Steh ich schon drin? Will ich einen Schritt tiefer in den Fluss oder lieber wieder ins Flache, stoßen wir uns grad den Knöchel wund?
Was geschieht, wird davon abhängen, wie wir heute kommen: bibbernd oder fröhlich, erschöpft, voller Fragen oder dankbar und gelassen. Vor allem davon, was wir hören, welche Worte uns verbinden.
Heute ist es vor allem ein Satz:
„All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für Euch.“
Geht das überhaupt? Kann ich meine Sorgen einfach wegwerfen? Schaff ich das? Will ich das? Und wer kümmert sich dann?
Wer bin ich ohne meine Sorgen? Sind sie nicht auch ein Zeichen dafür, welchen Menschen ich mich verbunden fühle und wir sehr ich an ihrem Leben teilhabe, mitfühle?
Sind Sorgen nicht auch so etwas wie mein Verantwortungsgefühl?
Bin ich ohne Sorgen vielleicht nur ein übermütiger gedankenloser Leichtfuß?
Sind Sorgen also vor allem eine Last oder auch Ausdruck von Lebendigkeit?
Sorge ich mich aus Angst? Drehen sich meine Sorgen nur um mich?
Und mit Verlaub - ohne dieses Bibelwort, wären sie jetzt vielleicht gar nicht so groß
Stört Gott uns vor allem, wenn wir versuchen in seiner Nähe zu sein?
So stehen wir am Fluss.
Und vor uns stehen unsere Großmütter und Urgroßväter – Menschen, deren Lebenszeit von Krieg und Not erschüttert war, die manchmal vor lauter Sorge nicht mehr aus und ein wussten. Sie haben es auch gehört. Hat ihnen dieses Bibelwort „All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für Euch“ Erleichterung verschafft, Hoffnung gemacht?
Neben uns stehen unsere Freunde und Geschwister. Manche von deren Sorgen können wir nicht nachvollziehen. Bei anderen sind sie so schwer, dass uns unsere eigenen gar nicht mehr so wichtig vorkommen.
„All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für Euch.“
Gott sorgt sich offenbar auch.
Er sorgt für uns.
Rechts und links, vor und neben uns sind Menschen wie wir. Gott sorgt.
Macht er das gut? Da nagt der Zweifel schon wieder oder ist es doch der Hochmut, der besser weiß, was gut ist und wir brauchen. Im Hintergrund klingen noch andere Wörter - Löwen und Teufel, Strudel und Angst.
Seid wachsam. Nüchtern,
Es geht nicht um Romantik. Es geht nicht um Passivität. Es ist nicht alles gut.
Es geht um Gott. Wer er für uns sein will.
Er sorgt für uns.
Wir sind verbunden in Fürsorge und leben alle davon.
Gott kümmert sich, wie er sich um Vögel und Blumen kümmert.
Die leiden doch auch, magst Du denken. Ja - Leid ist dabei. Steht auch in dem Text.
Diese Zeilen wurden einst an Menschen geschrieben, die inmitten von Besatzung und Verfolgung, Hunger und Krankheiten versuchten ihrer Sorgen Herr zu werden und aus den ewigen Kreisläufen von Sorgen und Not herauszufinden.
Wie wir. Sie stehen weiter vor uns im Fluss.
Haben sie sich getraut, alle Sorge auf Gott zu werfen. Vielleicht.
In jedem Fall haben sie für uns gesorgt und diese Zeilen aufgehoben und wenn wir sie zu Ende lesen, dann heißt es: Gott will uns „aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.“
Nicht bedrücken, zermürben, allein lassen.
Die Sorgen werden leichter, wenn ich mich darauf verlasse.
Im Werfen war ich immer schlecht. Aber ich bin eine gute Schwimmerin - lasst uns also ein bisschen weiter reingehen.


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